Abgeschlagenes Tabellenschlusslicht, magere drei Punkte aus 13 Spielen, die schwächste Offensive (nur acht Tore) und dazu die Schießbude der Liga (44 Gegentore) — die Vorzeichen vor dem Rückrundenstart könnten beim SV Warnemünde besser sein. Doch trotz der äußerst prekären Lage war zuletzt beim Testspiel gegen Fiko (4:0) die Stimmung sehr locker. „Das Team hat in der Winterpause einen Strich gemacht, blendet den Rückstand aus und konzentriert sich auf das Spielen. Das spürt man, denn alle haben Spaß“, erklärt Spieler Andreas Borchert.
Doch in den letzten Wochen lief nicht alles so harmonisch ab, allen voran Roger Franke wird zuletzt weniger Spaß verspürt haben. Erst vor der Saison als neuer Cheftrainer eingestellt, scheint das Engagement für ihn beim SVW beendet, auch wenn eine offizielle Mitteilung dazu noch fehlt. Zum Ende der Hinrunde häuften sich die Gerüchte, er wäre als Trainer abgesetzt worden. Laut OZ-Informationen soll schon nach dem Heimspiel gegen Bentwisch Anfang November der Entschluss gefallen sein, die Notbremse zu ziehen. Karsten Fritzsche, bis dahin Nachwuchstrainer, sollte Franke an die Seite gestellt werden. Vorstandsmitglied Andreas Hötschkes zu dieser Maßnahme: „Wir haben nie vorgehabt, Roger rauszuwerfen. Wir wollten einfach das Trainerteam erweitern und dem jungen Trainer einen erfahrenen Coach zur Seite stellen.“ Die Begeisterung bei Franke hielt sich in Grenzen. Er verrichtete seine Arbeit bis zur Winterpause, wich Fragen zur Trainersituation aber regelmäßig aus. Am vergangenen Sonnabend sprach das Bild für sich: Franke stand nicht an der Seitenlinie, sondern unbeteiligt in Zivil als Beobachter hinter dem Tor. Er entgeht der persönlichen Degradierung: „Da steht doch schon jemand an der Seite“, meinte er vielsagend und ergänzte: „Ich habe zurzeit viel zu tun, brauche Zeit für mein Kind.“ Von einem Trainer-Duo war keine Spur. Karsten Fritzsche stellte sich auch unmissverständlich vor: „Ich bin jetzt der neue, verantwortliche Cheftrainer!“
Dieses Thema wollen die Spieler abschütteln. Während Kapitän Christian Ullmann sich dazu nicht äußerte, meinte Borchert: „Es ist schon blöd, wenn mitten in der Saison der Trainer wechselt, aber wir machen unsere Aufgabe nicht von einer einzelnen Person abhängig.“
Nach der katastrophalen Hinrunde beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer neun Punkte. „Wunder kann man nicht erwarten, aber ich bin sicher, dass das Team das noch drehen kann, sonst hätte ich dieses Unterfangen auch gar nicht gestartet“, betont der neue Trainer. Um die Klasse doch noch zu halten, hat sich der SVW verstärkt. Vor allem die Rückkehr von Stürmer Patrick Telemann macht Hoffnung, zudem wird auch Abwehr-Neuzugang Eric Neubert hoch gelobt. „In der Hinrunde fehlte schlicht die Qualität, das muss man schon so sagen“, macht Kapitän Christian Ullmann klar. Das soll nun anders werden. Die Testspielergebnisse zeigten einen positiven Trend. „Die Abwehr steht momentan gut, wir spielen nach vorn besser und kommen zu Torchancen“, lobt Borchert das Team. Sein neuer Coach hat deshalb auch eine klare Vorgabe ausgegeben, um die Mission Klassenerhalt anzugehen: „Aus den ersten fünf Spielen haben wir mindestens zehn Punkte eingeplant.“ Damit können seine Spieler gut umgehen:
„Wir verspüren keinen Druck. Den haben andere, denn wir können nur noch gewinnen und sind heiß auf den Start gegen Ribnitz-Damgarten“, betont Kapitän Ullmann.
DANIEL HEIDMANN / Ostsee Zeitung
Quelle: Ostsee Zeitung