Hat die Stadt überhaupt ein Interesse, die katastrophale Sportstättensituation in Warnemünde zu verbessern? Diese Frage stellen sich erneut viele, nachdem Sportsenatorin Liane Melzer in dieser Woche zum aktuellen Stand nur wenig Erfreuliches sagen konnte. In die Ortsbeiratssitzung am Dienstag, wo das Thema bereits auf der Tagesordnung stand, war die Senatorin nicht gekommen. Doch in der Podiumsdiskussion des CDU-Wirtschaftsrates am Tag danach gab sie zu, dass die Stadt ihre Zusagen für 2010 nicht einhalten könne.
In der Parkstraße sollte schon längst ein Kunstrasenplatz entstanden sein. Angeblich gibt es dort ein Drainageproblem, das im nächsten Jahr behoben werden soll. „Das Geld ist da“, beteuert die Senatorin. Den schwarzen Peter in Sachen Vereinshaus im Sportkomplex Parkstraße schob die Senatorin den Sportlern zu: „Die Sanierung des Vereinshauses kann nur im Zusammenarbeit mit dem Warnemünder Sportverein erfolgen“, sagte sie. Doch dieser habe noch keine Anträge auf Förderung beim Landessportbund gestellt. „Die Förderung hätte sogar schon 2009 beantragt werden können.“ Uwe Böhnstedt von der Geschäftsstelle des Warnemünder Sportvereins Fußball (ein eigenständiger Verein) meint, dass die Senatorin so etwas nicht gesagt hätte, wäre jemand von seinem Verein anwesend gewesen. Der Verein werde den Antrag auf Förderung nur stellen, wenn die Stadt als Eigentümer der Sportstätten die Bereitstellung ihres Eigenanteiles schriftlich zusichert. 2001 seien die Sportler schon einmal auf die Unzuverlässigkeit der Stadt hereingefallen. Damals habe es eine mündliche Zusage für Geld von der Stadt gegeben, das aber nie floss. Der Verein jedoch habe seine Zusagen alle erfüllt: Abriss einer Baracke, Architektenleistungen, Schallschutzgutachten. „Bis zum letzten Jahr hatten wir zu knabbern, um die Verbindlichkeiten von 250 000 Euro aus diesen Leistungen abzustottern“, sagt Böhnstedt.
Roland Bothe, Vereinsberater beim Stadtsportbund, hofft, dass der Warnemünder Fußball-Verein den Förderantrag für 2012 dennoch stellt. Er kann sich aber auch vorstellen, dass ein Vereinshaus in die Sportstätten des Sporthotels, das in der Parkstraße entstehen soll, integriert wird. Die Devello-Gruppe, die das Grundstück zwischen Jugendherberge und Sportplatz erworben hat, will dort seit Jahren bauen.
Auch Senatorin Melzer hat nach eigenen Angaben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die Sportstätten des Hotels durch die Warnemünder Vereine genutzt werden können. „Leider haben wir seit einem Jahr keinen Kontakt mehr zum Investor“, klagte sie in der Mittwochveranstaltung.
In einem Gespräch mit der OSTSEE-ZEITUNG erklärte Devello-Chef Jens Friedländer gestern, dass er nur auf die Löschung eines Eintrages im Grundbuch warte, wofür die Stadt zuständig sei. Die verlange die Bank. Dann könnte mit dem Hotelbau begonnen werden. Für den Vereinssport werde es allerdings keinen Platz in seinem Haus geben. „Wir haben gerade gestern den letzten Mietvertrag in unserem Sportbereich unterzeichnet“, sagte er.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer verkündete Melzer auch, in dem sie am Mittwoch von Sportmöglichkeiten im Obergeschoss eines Einkaufszentrums am künftigen Nahverkehrsverknüpfungspunkt sprach. Hierüber wiederum wunderte sich Dr. Bothe. „Das ist meines Wissens nach Schnee von gestern und vom Tisch“, sagte er.
Wie Bothe ist auch Böhnstedt der Meinung, dass die Stadt gar nicht an einer Problemlösung interessiert ist.
Sport in Not
Seit zehn Jahren beklagen die Warnemünder Sportvereine offen die katastrophalen Zuständen ihrer Sportstätten: zerschlissene Fußballplätze, marode Hallen und unzumutbare Sanitäreinrichtungen. Seit zehn Jahren bewegen die Vereine auch die Stadt als Eigentümer der meisten Sportstätten zum Nachdenken. Seit zwei Jahren gibt es ein Sportstättenkonzept, das für das Areal in der Parkstraße konkrete Veränderungen vorsieht. Ein großflächiger Rasenplatz könnte entstehen, zwei Kunstrasenplätze, ein gemeinsames Vereinshaus und ein Bolzplatz für Freizeitkicker sind auf dem Gelände geplant.
Weniger konkret sind die Pläne für eine neue Sporthalle. Die Beteiligung an den Hallen des Sporthotels kommt nicht zustande, die Stadt scheut die hohen Mietkosten. Es deutet aber auch nichts darauf hin, dass es irgendwelche Gespräche über Alternativen gibt. Die von der Senatorin immer wieder genannten Optionen erweisen sich als Sackgassen.
ACHIM TREDER
Quelle: Ostsee Zeitung